Wie lange dauert es, Verspannungen mit einem Training loszuwerden?

Mira Kuntner
23. April 2024
Eine Februarnacht 2017. Ich saß am kalten Küchenboden und heulte. „Wann werde ich endlich diese Scheiß-Nackenschmerzen los?“ pulsierte die Frage in meinem Kopf, „Ich habe doch schon ein halbes Jahr Physio und Massagen hinter mir!“
Wenn du auf meiner Seite gelandet bist, dann hast du vermutlich eine ähnliche Frage. Du wunderst dich, wann gehen deine Verspannungen endlich weg.
Bei mir hat es eineinhalb Jahre gedauert, bis die Verspannungen gelöst wurden und dabei habe ich Folgendes gelernt:
  1. Unser Körper ist extrem smart und anpassungsfähig
  2. Seele/Psyche ist untrennbar von physischem Körper
  3. Bewegung + Zeit heilt
  4. Es gibt keinen Zeitpunkt in der Zukunft, wo man mit dem Training endlich aufhören kann

1. Unser Körper ist extrem smart und anpassungsfähig.

 Der menschliche Körper ist eigentlich ein Wunderwerk, schon allein das Gehen auf zwei Beinen gleicht einer Magie. Der menschliche Körper kann die Knochenbrüche und Wunden reparieren und sich den verschiedensten Bedingungen anpassen.
Der Körper der Marathonläuferin passt sich an, in dem er schlankere Muskeln und stärkere Sehnen entwickelt, als ein „normaler“ Körper. Der Körper einer schwangeren Frau weitet den Becken und verändert die Körperhaltung, um Platz für das wachsende Kind zu schaffen. Der Körper des Friseurs passt sich dem stehenden Beruf an und verdickt die Faszie im unteren Rücken, um mehr Stabilität zu haben.
Genauso kann sich ein Körper auch den ungünstigen Bedingungen anpassen.
Zum Beispiel, wenn dein Computermonitor zu weit ist und du mit gerundetem Rücken deinen Kopf immer nach vorne ziehen musst, um den Text darin lesen zu können, wird die Faszie nach einigen Monaten im oberen Rücken fester und im Brustbereich kürzer. Der Körper adaptiert sich der Belastung, die temporäre Haltung wird zur normalen.

Bei dieser Haltung schmerzt der Nacken, aber eine einfache Dehnung reicht hier nicht; man sollte wieder zur optimalen Haltung zurückkehren, um den Nacken zu entlasten. Dadurch, dass die Faszie auch im Brustbereich sich verändert hat, kann man nicht einfach durch einen Willensakt die Körperhaltung verändern; es braucht Zeit und spezifische Signale, die den Rückbau fördern.


Das bedeutet: Es hat Zeit gebraucht, damit sich deine Faszie der ungünstigen Situation angepasst hat. Und es braucht wieder Zeit und spezifisches Training, damit die Faszie und die Haltung sich der neuen, gesünderen Haltung anpassen können.

Die Faszienfasern im Körper brauchen zwischen 6 und 18 Monaten, um komplett zu erneuern. Das ist der zeitliche Horizont, um eine bleibende Veränderung im Körper zu erreichen.

2. Seele/Psyche ist untrennbar von physischem Körper.

Die Rechnungen, der Stau, der gemeine Chef, der Ärger mit dem Partner, die Nachrichten, der Klimawandel – von allen Seiten wird an unserer Psyche gezerrt.
Es gibt genügend Studien, die zeigen, dass der Körper sehr wohl auf den mentalen Stress reagiert.
Die Faszienzellen, zum Beispiel, benehmen sich unter chronischem Stress „komisch“. Die Zellen, die normalerweise für die Heilung und die Narbenbildung verantwortlich sind, werden unter chronischem Stress aktiviert und bauen das Narbengewebe, da wo keine Verletzung ist. Sie lassen so die Faszie „verpanzern“. Wenn du einmal das Gefühl hättest, deine Rückenmuskeln ziehen sich langsam zusammen und lassen nicht mehr locker, dann hast du genau dieses „verpanzern“ erlebt.
So einen Panzer mit reinem physischem Training zu lösen, funktioniert nicht.

Um hartnäckige Verspannungen zu lösen, solltest du auch Wege suchen, deinen Stresspegel zu reduzieren und mit dem Stress besser umzugehen. 

 
Hier gibt es viele Wege. Das Erste, was man machen soll, ist zu lernen, „Nein“ zu verwenden. Speziell Frauen können kaum „Nein“ sagen und schultern dadurch immer mehr Aufgaben. Sage „Nein“, zu dem, was unwichtig für dich ist oder dich zusätzlich belastet. Hier gibt es mehr Inspiration, wie man „Nein“ sagt.
Es ist eine Erleichterung, sich zu gestehen, dass ich nicht alles machen kann/muss/soll. Dass meine Zeit auf der Erde begrenzt ist und ich nicht alle Rollen, die von mir erwartet werden, erfüllen kann. Ich muss aussuchen, was mir wichtig ist und mich darauf konzentrieren.
Nachdem die vermeidbaren Zeitfresser und Fremderwartungen weggeschafft sind, kannst du lernen, mit unvermeidbarem Stress besser umzugehen.
 Das hilft: Kopf ausschalten und Körper fühlen. Ein Training finden, das sich mit Atmung und behutsamen Bewegungen beschäftigt. Das mache ich in meinen Kursen, aber du kannst genauso gut mit Tai Chi, Tanzen, Laufen oder Yoga arbeiten. Aber auch alles, was dich in „Flow“ Zustand bringt und den Gedanken-Wirrwarr im Kopf ausschaltet, ist gut. Vielleicht ist es für dich das Garteln oder Singen oder Möbelbauen.  Finde deinen Flow.

Denn eine entspannte Seele = entspannter Körper.

3. Bewegung + Zeit heilt

Bewegung, also das richtige Training, ist die wahre Medizin. Aber was ist das richtige Training? Ist es eine bestimmte Trainingsmethode?
Nein, das richtige Training gegen Verspannungen ist einfach:
  • ein Training, das deine Körperhaltung verbessert
  • deine Haltungsmuskulatur stärkt
  • deine Gelenke entlastet
  • dir Spass macht.
Der letzte Punkt ist sehr wichtig. Denn wenn das richtige Training dich gar nicht anspricht, wie willst du es regelmäßig machen? Die Bewegung ist Medizin. Und wie eine richtige Medizin gegen chronisches Leiden muss es lange angenommen werden, um zu wirken.

Die Sache mit hartnäckigen Verspannungen ist die: Wir haben uns diese Verspannungen jahrelang antrainiert. 

Ja, ja, du liest richtig. Unser Alltag, unsere Arbeit zwingen unseren Körper in die ungünstigsten Haltungen. Der Körper ist nicht dazu gemacht, 8 Stunden lang zu sitzen oder zu stehen. Wir sind eigentlich dazu gemacht, uns zu bewegen. Durch langes Verharren in einer Position werden manche Muskeln kurz gehalten, andere langgezogen.  Tagein, tagaus trainieren wir uns in die Verspannungen rein. Wir verbrauchen Jahre damit.

Wir haben Zeit gebraucht, uns in die schlechte Haltung hinein zu trainieren, genauso brauchen wir Zeit, uns wieder in die optimale Haltung zu trainieren.

4. Es gibt keinen Zeitpunkt in der Zukunft, wo man mit dem Training endlich aufhören kann.

Leider müssen wir alle arbeiten, um unsere Rechnungen zahlen zu können. Solange du deinen Körper jeden Tag in die ungünstigen Positionen zwingen musst, solange musst du auch das Training als „Gegengift“ annehmen.
Und wenn du älter wirst und in Pension gehst, musst du trotzdem mit deinem Training weiter machen, um einfach deinen Körper stark und beweglich zu halten.

Die tägliche Bewegungsroutine gehört zum Leben, genauso wie regelmäßiges Zähneputzen und gesundes Essen. So ist es einfach.

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