Vorweg: eine „richtige“ oder „falsche“ Körperhaltung gibt es nicht. Punkt. Es gibt eine Körperhaltung, die ausgeglichen ist und deine Gelenke und Wirbelsäule entlastet. Und es gibt weniger ausgeglichene Varianten, die deinen Körper belasten können.
Was ist eine ausgeglichene Körperhaltung genau? Das ist eine Haltung, bei der die Spannung in Muskeln und Faszien gut verteilt ist und die Wirbelsäule ihre natürlichen Kurven behält.
Für eine gute Körperhaltung brauchst du:
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Füße
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Becken
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Brustkorb
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Schultern
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Nacken und Kopf
Füße
Eine ausgeglichene Körperhaltung beginnt nicht beim Nacken oder Schultern. Sie fängt bei den Füßen an. Ein Fuß mit gesundem Fußgewölbe verteilt das Gewicht gleichmäßig beim Gehen und Stehen. Es ist wichtig, dass deine Füße beim Gehen sanft ab- und auf-rollen, deshalb achte auf flexible dünne Sohlen beim Schuhkauf. Gehe auch viel barfuß auf verschieden Belägen.
Becken
Die Fußstellung und die Beinmuskeln wirken auf die Beckenpositionierung und die Hüftgelenke.
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Knicken deine Füße nach innen, bekommst du „X-Beine“ und einen Hohlkreuz.
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Knicken die Füße nach außen, können „O-Beine“ entstehen und die Lendenwirbelsäule wird abgeflacht.
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In beiden Fällen kannst du durch Rückentraining allein nicht viel erreichen.
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Diese veränderte Beckenstellung wirkt negativ auf die Hüftgelenke und deren vorzeitige Abnützung.
Brustkorb
Bei der aufrechten Körperhaltung ist der Brustkorb direkt über den Becken platziert. Die Rippen sind vorne, seitlich und hinten beweglich und heben sich mit jedem Atemzug.
Warum sollen die Rippen überhaupt beweglich sein? Weil sie mit der Wirbelsäule verbunden sind. Mit jedem Atemzug bewegen sie sich, sie heben dabei ein wenig die Wirbel an und entlasten die Bandscheiben. Je mehr die Rippen durch die äußeren Muskeln festgeschnürt sind, desto weniger werden deine Bandscheiben entlastet.
Schultern
Ganz ehrlich: Auch wenn die falsche Körperhaltung öfters bei den Schultern sichtbar wird, sind die Schultern nicht schuld!
Die Schultern liegen einfach auf dem Brustkorb obendrauf. Sie machen nicht die Körperhaltung, sie folgen einfach dem Brustkorb.
Sind zum Beispiel die Brust und die Bauchmuskeln verkürzt, können sie über die Faszien die Schultern nach vorne ziehen. Man bekommt runde Schultern und glaubt, die Muskulatur im oberen Rücken ist zu schwach. Aber eigentlich ist die Muskulatur vorne zu verspannt. Versucht man hier mit Gewalt (sprich Haltungskorrektor) die Schultern zurückzuhalten, kämpfen die Brustmuskeln dagegen und verspannen noch mehr.
Es kann auch umgekehrt sein: Der Brustkorb hat hinten zu wenig Raum und Beweglichkeit. Deswegen haben die Schultern nicht die nötige Unterstützung von unten und hängen quasi auf dem Nacken.
Im Idealfall liegt der Schultergürtel auf dem Brustkorb und die Arme hängen ziemlich mittig auf dem Brustkorb.
Du fragst dich jetzt vielleicht: was soll ich denn mit meinen Schultern machen? Gar nix. Lass sie mal in Ruhe und arbeite an der Beweglichkeit im Brustkorb.
Nacken und Kopf
Bei einer optimalen Körperhaltung sitzt der Kopf direkt über den Brustkorb und wir sehen viel von unseren Umgebung. So können wir am besten checken, ob ein Tiger irgendwo hinten einem Busch lauert.
In der Realität kleben wir einen Großteil des Tages mit unserem Blick auf dem Handy. Der Kopf hängt dann nach vorne und die Nackenmuskeln versuchen mit aller Kraft dagegen zu wehren. Du ahnst es: Nackenverspannungen sind in diesem Fall vorprogrammiert.
Mein Tipp: versuche deine E-Mail und Co. auf dem Computer zu beantworten, oder benutze dein Handy im Liegen: z.B. in der Rückenlage. Halte dein Handy mit beiden Händen über dir. So ist dein Nacken entlastet. Und am besten ist überhaupt das Handy wegzulegen und raus in die Natur!
Wirbelsäule
Du fragst dich schon, ob ich die Wirbelsäule zufällig vergessen habe? Hier ist einfach ein Gedanke: Die Wirbelsäule allein macht nicht die Körperhaltung, es ist das Zusammenspiel aller dieser Elemente: Füße, Becken, Brustkorb und Kopf sowie der Zustand der Muskeln und Faszien im ganzen Körper. Sie alle tragen bei, um den natürlichen Verlauf der Wirbelsäule zu unterstützen. Kurz gesagt: die Körperhaltung wird von dem ganzen Körper gemacht.